Mark Aurel und die Markomannenkriege

Mark Aurel und die Markomannenkriege
Mark Aurel und die Markomannenkriege
 
Mitte des 2. Jahrhunderts verließen die Goten ihre Wohnsitze an der unteren Weichsel und brachen in Richtung Schwarzes Meer auf. Dieser Vorgang hatte Auswirkungen auf die gesamte Völkerwelt zwischen Ostsee und Schwarzem Meer. Unter Druck gerieten insbesondere die germanischen und sarmatischen Stämme an der mittleren und unteren Donau. Die römische Donaugrenze war, da starke Truppenverbände für den Partherkrieg im Osten abgezogen worden waren, militärisch nur ungenügend gesichert.
 
Im Jahre 166 drangen zahlreiche Barbarenscharen auf breiter Front über die Donau vor und bedrückten die Reichsbevölkerung. Die Markomannen und Quaden überschritten sogar die Alpen. In Rom breitete sich Schrecken aus. Zur Germanennot trat eine weitere Gefahr, die Pest, die sich vom Osten aus über das gesamte Reichsgebiet ausbreitete. Erst Ende 168 konnte die Lage an der Donau wieder als gesichert gelten.
 
Im Jahre 169 ging Kaiser Mark Aurel (161-80, bis 169 zusammen mit Lucius Verus) nach Überwindung großer Schwierigkeiten, verursacht durch den Mangel an Geld und Soldaten, energisch zum Gegenangriff über. Diese Phase des 1. Markomannenkrieges dauerte mehr als ein halbes Jahrzehnt bis zum Frieden im Jahre 175. Die Barbaren mussten sich zur Rückgabe der römischen Kriegsgefangenen, zur Anerkennung der römischen Oberhoheit sowie zur Abtretung eines Gebietsstreifens am nördlichen Donauufer verpflichten. Außerdem mussten sie römische Garnisonen in ihrem Gebiet dulden.
 
Der Frieden erwies sich nicht als dauerhaft. Es kam 177-180 zum 2. Markomannenkrieg. Nach Misserfolgen seiner Generäle begab sich Kaiser Mark Aurel 178 wieder persönlich an die Front, diesmal begleitet von seinem Sohn Commodus, den er ein Jahr zuvor zum Mitregenten hatte erheben lassen. Nach einem mit aller Härte geführten Krieg mussten sich Markomannen und Quaden 180 Rom bedingungslos ergeben. Mark Aurel selbst ist aus diesem Krieg nicht mehr nach Rom zurückgekehrt. Im Frühjahr 180 starb er in Vindobona (Wien) an den Folgen der Pest.
 
Auf ihn folgte sein Sohn Commodus, der aber den Aufgaben der Regierung nicht gewachsen war, zumal er für die erheblichen wirtschaftlichen Probleme der Zeit keine Lösung wusste. Mark Aurel selbst hatte Commodus als Nachfolger ausersehen und damit das Prinzip der Adoption des Besten zugunsten dynastischer Ziele durchbrochen. Auf der anderen Seite gebührt ihm aber das Verdienst, die Barbarengefahr an der Donau gebannt und damit in diesem Raum für etwa ein Jahrhundert eine relative Ruhe gesichert zu haben. Mark Aurel ist jedoch als »der Philosoph auf dem römischen Kaiserthron«, als Anhänger der Stoa und als Freund der Literatur nicht minder in Erinnerung geblieben.

Universal-Lexikon. 2012.

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